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Reisebericht Nepal/Tibet 12.10.2011 bis 05.11.2011

Die diesjährige Bildungs- und Trekkingreise der Mitglieder des Vereines
begann und endete in Kathmandu.

Die Reise war in folgende Etappen gegliedert:
– Kultur und Geschichte von Kathmandu und Umgebung,
– Teilnahme an der Eröffnung der neuen Schule in Simikot,
– Trekkingtour zum Kailash mit äußerer Kora,
– Autotour durch Tibet mit Überquerung des Himalaya und Busrückreise zurück nach Kathmandu.

Am 12.10.2011 traf unsere Reisegruppe pünktlich auf dem internationalen Flughafen von Kathmandu ein, es gab einen ersten Empfang durch die DIAMIR-Mitarbeiter, durch Vertreter der Patenschule in Kathmandu und durch Mitarbeiter des Kathmandu-View-Hotels. Für die Erstankömmlinge in Nepal war die Autofahrt zum Kathmandu-View-Hotel sicherlich ein einschneidender Ersteindruck bezüglich des Lebens in der Hauptstadt von Nepal.

Nach herzlichstem Willkommen im Kathmandu-View-Hotel und Beantragung der Formalitäten für die Einreise nach Tibet war ausreichend Zeit, um sich einen Ersteindruck von Kathmandu zu verschaffen.

Am 15.10.2011 flogen wir nach Nepalgunj in der Gangesebene, kulturell und geografisch gefühltes Indien. Die Übernachtung im dortigen Hotel, war durchwachsen. Entschädigend war der pünktliche Flug am 16.10.2011 nach Simikot auf über 3000 m Höhe zur Akklimatisation und gleichzeitig dem Ausgangspunkt für unsere Trekkingtour. Die Akklimatisation war bitter nötig, ich spürte Atemnot und nächtliche Kopfschmerzen.

Am 17.10.2011 war die Schuleinweihung in Simikot, die Schule ist in reiner Handarbeit mit lokal vorhandenen Baustoffen errichtet, der Baufortschritt war durch den intensiven Monsunregen verzögert, die Schule steht im Rohbau und wird sicher 2012 für den Unterricht bereit sein. Besonders beeindruckend waren die Herzlichkeit und die Dankbarkeit der nepalesischen Lehrerschaft und der Schüler. Die Annahme der Schule durch die lokale Bevölkerung wurde durch die zahlreich erschienenen Dorfbewohner von Simikot eindrucksvoll in Aussicht gestellt.

Am 18.10.2011 startete unsere Trekkingtour von Simikot in Richtung Kailash auf der alten Salzroute, nach dem ersten Anstieg, den alle noch unbeschadet überstanden, gab es leider wegen einer Fußverletzung den ersten Ausfall von zwei Teilnehmern unserer Reisegruppe.

Bis zum 22.10.2011 erreichten wir über Tagesetappen von 5 bis 6 Stunden Gehzeit Jang, einen der drei Orte im Limital. In dem Ort befindet sich das Geburtshaus einer unserer Bergführer, dementsprechend herzlich war der Empfang.

Die chirurgischen und stomatologischen Kapazitäten unserer Reisegruppe erschöpften sich mental am 22.10.2011 in der Behandlung von ca. 50 Patienten, die Erschöpfung betraf desgleichen die ausreichend mitgeführten Medikamente, Verbandsstoffe und stomatologischen Behandlungsmaterialien.

Besonders beeindruckend war die Besichtigung des letzten verbliebenen Schwarzmützenklosters am 23.10.2011 in Halji.

Über zwei weitere landschaftlich hochinteressante Trekkingetappen erreichten wir am 26.10.2011 Hilsa, das nepalesische Grenzdorf zu Tibet (China).

Nach gewöhnungsbedürftiger Abfertigung durch die chinesischen Grenz- und Zollbehörden im Freien erwartete uns die tibetische Crew samt 4 „Toyata-Landcruisern 4500“ mit Allradantrieb.

Bei der Einreise nach Tibet (China) ist diktatorisch festgelegt im Einreiseort eine Nacht zu verbringen, das primär anvisierte Hotel in Purang entsprach eher einer Bauarbeiterunterkunft im Abriss und war nicht konsensfähig. Unser überragender deutscher Guide Wolfgang Henzler fand jedoch zeitnah nach einer Telefonkonferenz mit dem Reiseunternehmen DIAMIR eine akzeptable Alternativlösung in Purang, das warme Duschwasser wurde dort aus Thermoskannen zur Verfügung gestellt, wegen Nachtfrost im Hotel rissen am 27.10.2011 morgens detonationsartig die frisch verlegten Fußbodenplatten, ein Wecker war somit unnötig!

Am 27.10.2011 fuhren wir mit den Ranch Rovern Richtung Kailash, wir sahen die Gurla Mandata als weibliches Pendant zum männlichen Kailash, den Rakshas-See sowie den Manasarovar-See. Am Manasarovar-See besichtigten wir drei Klöster, diese wurden durch die Chinesen teilweise zerstört, teilweise verschont und teilweise wieder aufgebaut. Die Klöster sind zwar in Betrieb, unter chinesischer Fremdherrschaft erscheint der religiöse Betrieb und die Zahl der Mönche jedoch artefiziell. Die Klöster werden von den chinesischen Behörden unter dem Gesichtspunkt der Erzielung von Einnahmen aus dem Tourismus geduldet, so der Eindruck des Unterzeichners.

Am 28.10.2011 ging es endlich zum Kailash, dem „Schneejuwel“ der Tibeter und Hindus.

Der Jahrtausende alte Pilgerpfad wird unter dem Vorwand der Schaffung von Rettungswegen für die Pilger von den Chinesen zurzeit zu einer Fahrstraße ausgebaut und durch Beseitigung von Heiligtümern, Fußfallstätten und den Aufbau von dominanten chinesischen Toilettenhäusern an den heiligen Stätten der Tibeter und Hindus idiologisch gezielt und systematisch entweiht. Der zweibeinige „Chörten“ am Eingang zum Tal des Götterflusses wurde durch die Chinesen einfach weggeschoben!

Mit Blick auf die Nordwand des Kailash übernachteten wir im Zelt nach ausgiebigem Teegenuss in einer der letzten und der Schließung anheim stehenden tibetischen Teestuben, bedingt durch den Straßenbau, am Kailash-Pilgerweg.

Am 29.10.2011 war der Beginn der Königsetappe im Dunkeln erforderlich, um den zehnstündigen An- und Abstieg zum und vom 5650 m hohen Drölma La-Pass zu realisieren. Bei dem vierstündigen Aufstieg überwandten wir symbolisch den Tod und wurden auf der Passhöhe wiedergeboren, entsprechend des Glaubens der Pilger. Im Tal des Todes lässt jeder Pilger symbolisch eine Dinglichkeit zurück, auf der Passhöhe ist nach Hissen der Gebetsfahnen die Wiedergeburt symbolisiert.

Nach erfolgreicher Passüberschreitung folgte eine stundenlange Wanderung durch ein weites grünes Tal, von diesem war ist auch der Eingang zur inneren Kora zu erkennen.

Nach erneutem Zelten und Besichtigung des Klosters mit der Meditationshöhle des Milarepa folgte eine dreistündige weitere Gehetappe mit erfolgreichem Abschluss der äußeren Kora nach Begehen der so genannten Regenbogenpassage mit farbigen Steinen und Erden am Ausgang des unvergesslichen Tales.

Bis zum 02.11.2011 konnten wir uns auf einer Tour mit den Land Rovern durch die tibetische Hochebene parallel zum Himalaya körperlich erholen, die Bergwelt des Himalayahauptkammes tat zur Erholung ihr Übriges, auch durch die singuläre Farbigkeit. Getrübt wurde der Eindruck durch den bedauerlichen Kontrast zwischen der historisch legitimierten tibetischen Bauweise und der metastatischen, störenden chinesischen Besatzerarchitektur in jedem tibetischem Dorf!

Am 01.11.2011 konnten wir in Zhangmu im Hotel erstmals wieder duschen, am 02.11.2011 standen wir nach Abwicklung der Formalitäten beim Grenzübergang von China nach Nepal wieder auf nepalesischem Boden.

Was dann folgte, war für alle ein dramatisches Erlebnis in Form der Busfahrt von Zhangmu nach Kathmandu über ungesicherte Bergstraßen mit steilen, abschnittsweise abgerutschten Straßen durch Moränen und Steilabfällen bis zum Fluss von mehreren hundert Metern. Wir hatten das Glück, einen genialen Busfahrers und einen aufmerksamen „Klopfer“zu haben, so dass die Busfahrt trotzdem noch einer Achterbahnfahrt glich. Die indische Bustechnik auf der Grundlage deutscher Technologie und die Unverwüstlichkeit unseres jugendlichen Busfahrers und seines Helfers verhinderten jedoch sicher bei allen Insassen das zuweilen berechtigte Gefühl der Todesangst während der Busreise.

Am 03.11.2011 war Zeit zur Rekonvaleszenz im View Hotel in Kathmandu.

Der krönende Abschluss der Reise war der Rückflug am 04.11.2011!  Wir saßen ohne Begründung 7 Stunden auf dem Flughafen in Kathmandu, logischerweise endete unsere Rückreise in Muscat im Oman und wir hatten das Vergnügen der Verlängerung der Reise um einen Tag zu Lasten der Fluggesellschaft Oman Air. Nach der Einreise nach Oman übernachteten wir in einem angenehmen 4-Sterne-Hotel, nach opulentem Abendmahl und kurzer Nacht war am 05.11.2011, 8:00 Uhr der Rückflug avisiert, dieser startete schließlich 10:00 Uhr und somit wieder verspätet.

Glücklich, erholt, geschafft, fortgebildet, gewichtsreduziert, mental gefestigt und in Erwartung auf die Lieben zuhause standen wir am 05.11.2011, 14:30 Uhr wieder auf deutschem Boden.

In Frankfurt am Main trennten sich unsere Wege, die Verbundenheit der Gruppe wird nach einer Reise ohne substanzielle Dissonanzen mit dem Dreiklang der Solidarität, des Trekkings sowie der Kulturreise erhalten bleiben.

Der Unterzeichner dankt der Reiseagentur DIAMIR, dem „Förderkreis Patenschulen e.V.“ sowie allen glücklichen Teilnehmern der Expedition für das organisatorische und mentale Gelingen des Projektes.