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Unsere Schule in Simikot

Sie sitzen erwartungsvoll auf dem Schulhof ihrer Schule in Simikot. Heute soll Besuch aus Deutschland kommen und dafür haben sie extra ein Programm eingeübt mit Tänzen und Liedern. Und obwohl noch Ferien sind kommen die meisten Kindern gerne um uns, den Gästen, zu zeigen, was sie alles können. Bis zur letzten Minute üben sie damit alles klappt und sind natürlich ein wenig aufgeregt. Und dann die Enttäuschung. Die Gäste kommen nicht. Das Flugzeug kann nicht fliegen wegen schlechtem Wetter. Dabei scheint doch hier über der Schule in Simikot im äußersten Nordwesten von Nepal auf 3.000 m Höhe die Sonne. Vielleicht kommen die Gäste ja schon morgen versucht sie der Schulleiter Chawang zu trösten. Jetzt heißt es leider zu Hause den Eltern bei der Feldarbeit helfen oder in einem kleinen Shop der Familie mit zu verkaufen. Auf alle Fälle darf man sich um die kleinen Geschwisterkinder kümmern und sie den ganzen Tag mitbeaufsichtigen. Da wäre das Fest doch so viel schöner gewesen.

Am nächsten Tag sind alle wieder in der Schule mit der Hoffnung dass heute das Flugzeug kommt. Schnell wird alles noch einmal kurz geprobt. Aber das Geräusch des Flugzeuges bleibt aus. Wieder heißt es „heute kommt kein Gast“ und sie dürfen wieder nach Hause gehen. So ist es auch am 3. Tag. Als sie am nächsten Tag wieder üben, kennen sie die Abläufe schon fast auswendig. Und plötzlich hören sie das Geräusch, das eindeutig von einem kleinen Flugzeug kommt. Erwartungsvoll schauen sie in die Luft. Sie entdecken wie sich das Flugzeug zwischen den Bergen auf den kleinen Flugplatz von Simikot zu bewegt. Es spricht sich schnell herum in dem 3.000 Einwohner Ort, dass die Gäste aus dem fernen Land gerade ausgestiegen sind. Eine Stunde später können sie endlich loslegen mit dem zwischenzeitlich so gut geprobten Programm. Für uns als Gäste ist es faszinierend anzusehen mit welcher Begeisterung Kinder und Lehrer ihre Darbietungen vorführen.

Auch wir freuen uns dass die Schule jetzt fertig ist und der Schulbetrieb so reibungslos funktioniert. Als wir vor 2 Jahren bei der Eröffnung des neuen Schulgebäudes hier oben waren, war noch nicht alles 100 % fertig. Auch nach dem Eröffnungstermin wurde am Gebäude weitergearbeitet damit vor dem Winter alles fertig wird. Der Förderkreis Patenschulen hat mit Hilfe von vielen kleinen und großen Spenden ein Schulgebäude mit 10 Klassenräumen errichtet, damit die Kinder in den Bergen eine gute Schulausbildung bekommen können und mit dem Schulabschluss evtl. auch studieren können. Dabei ist die Kailash Bodhi School die einzige in der Region in der die Kinder neben nepalisch und englisch auch tibetisch lernen. Viele Menschen in der abgelegenen Region Nepals haben tibetische Wurzeln und sind froh das ihrer Kinder das in der Schule auch mitbekommen in dem sie auch die tibetische Sprache lernen.

Jetzt steht das Gebäude und jedes Jahr wird eine neue zusätzliche Klasse eröffnet. Bis zur 8. Klasse soll in der Schule hier in den Bergen unterrichtet werden. So können die Kinder in ihrer Familie und in ihrem sozialen Umfeld bleiben. Bei der Besichtigung der Schule und den Gesprächen mit der Schulleitung wird schon deutlich dass noch einiges getan werden muss. Der Schulbetrieb läuft aber es gibt baulich hier und da Nachbeserungsvorschläge. Manchmal werden auch Unterschiede deutlich zwischen nepalischem Denken und deutscher Gründlichkeit. Gemeinsam diskutieren wir bauliche Verbesserungen und Verschönerungen und hoffen dass die Schule weiterhin auch optisch ein Highlight im Ort wird.

Der Blick vom Pass auf die Berge des Himalaja ist gigantisch. Wir sind auf 4.500 Meter hochgestiegen. Und die 800 Höhenmeter die wir an diesem Vormittag überwunden haben stecken uns doch in den Knochen. Die Aussicht ist gigantisch. Seit fünf Tagen haben wir uns nach dem Schulbesuch in Simikot durch die Berge im Nordwesten von Nepal gequält. Dafür hat das Wetter sich von der besten Seite gezeigt und es gab immer wieder eine tolle Aussicht auf die Bergwelt des Himalajas. Es hat sich viel getan seit wir vor zwei Jahren hier in der gleichen Gegend unterwegs waren. Eine Straße wird von Simikot nach Tibet gebaut. Naja bisher ist es nur ein etwas breiterer Weg mit viel Geröll. Die Nepalis freuen sich und hoffen dass die Straße ihnen Vorteile bringt und die Waren billiger werden. Das so eine neue Straße auch Nachteile bringen kann ist wenigen bewusst. Die Aussicht auf Fortschritt überwiegt – und das kann man irgendwie auch verstehen. Auch in den abgelegenen Dörfern gibt es immer mehr Menschen mit einem Mobiltelefon. Noch vor zwei Jahren war das undenkbar, denn es gab dort oben überhaupt keinen Empfang. Was sich in den nächsten Jahren hier alles verändert wollen wir uns gar nicht vorstellen. Jetzt auf 4.500 Metern wären wir froh wenn wir eine heiße Suppe bekommen würden.

Auch das geht! Unsere Küchenmannschaft hat alles auf dem Rücken hochgetragen. In einer windgeschützten Ecke gibt es ein zwei Gänge Menü, heißen Tee und warmen Organgensaft. Das tut nicht nur gut sondern gibt auch Kraft den Pass wieder herunterzukommen um dann wieder viele Höhenmeter aufzusteigen um zu unserem Nachtquartier im Zelt zu gelangen.

Am nächsten Morgen sind die Mulis weg, die genialen Tragetiere die unser Gepäck bergauf und bergab tragen und dabei immer schneller sind als wir, die wir fast ohne Gepäck laufen. Auf der Suche nach Futter sind sie nachts losgelaufen. Weil sie kein Gepäck tragen mussten und sehr großen Hunger hatten sind weit weggelaufen. Da liegen jetzt viele schwere rote Rucksäcke und Zelte auf dem Boden. Zwei genervte Muli-Treiber und sieben deutsche Touristen schauen sich etwas entgeistert an. Wir können uns nicht vorstellen, die schweren Säcke und Zelte selber zu tragen. Die Muli-Treiber können sich nicht vorstellen ohne ihre Tiere loszulaufen. Also fangen sie an die Tiere zu suchen. Nur in welche Richtung geht so ein Muli wenn es Hunger hat? Es gibt viele Möglichkeiten. Wir lassen unser Gepäck auf dem Boden zurück und gehen dann mal Richtung Simikot zurück. Die Hoffnung stirbt zu Letzt. Kurz vor unserem Ziel überholen uns 6  wohlgenährte Mulis mit unseren roten Säcken und Zelten auf dem Rücken.  Am Abend freuen wir uns das unser Gepäck wieder bei uns ist es gibt eine extra Ration Futter  für die Mulis damit sie diese Nacht bei uns in der Nähe bleiben.

Das Hupen der Autos und die Hektik der Stadt haben uns in den Bergen überhaupt nicht gefehlt. Jetzt hier in Katmandu der Hauptstadt von Nepal wird uns das wieder deutlich. Aber es gehört dazu zu einer Reise nach Nepal. Das oft chaotische Straßengeschehen funktioniert auf seine Art und Weise recht gut. Für eine gewisse Zeit kann ich es auch genießen. Das Leben findet in vielen Fällen mitten auf der Straße statt. Es ist bunt und vielfältig. Da ist der Stoffladen mit seinen bunten Schals und Decken direkt neben der Metzgerei und der Reparaturwerkstatt für Mopeds. Durch die engen Straßen laufen nicht nur viele Einheimische und Touristen. Es drücken sich auch Taxis und Kleinlaster mit Waren durch die schmalen Gassen. Geht irgendwie, weil jeder auf den anderen zwangsweise Rücksicht nimmt. Böses Hupen oder wütende Proteste: Fehlanzeige. Zwischen all den Läden, dem Gewimmel von Menschen und Autos, gibt es immer wieder kleine Tempel oder religiöse Orte die von den Menschen beachtet werden.

Am Ende der Reise haben wir wieder viele neue Eindrücke gesammelt. Entspannte Momente in den Bergen, chaotische und sehr vielfältige Eindrücke aus Katmandu und manch nachdenkliches und auch Mut machendes, was unser Schulprojekt in Simikot und Katmandu betrifft.