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Reisebericht Nepal/Tibet

vom 10. Oktober 2018 bis zum 04. November 2018

Unsere 6-köpfige Reisegruppe traf sich pünktlich am 10. Oktober 2018 auf dem Flughafen in Frankfurt am Main.
Alle Reiseteilnehmer sind gebürtig in Sachsen, was während der teilweise entbehrungsreichen und von notwendigen Kompromissentscheidungen geprägten Tour die Basis für eine konstant verständnisvolle Grundstimmung war.

Die Flugreise ging über Bangkok nach Kathmandu, wo wir am Flughafen, wie immer, herzlichst mit Blumenketten und Glücksschals empfangen wurden.

Der erste Weg ging in die Schule in Kathmandu, welche vom Patenschulen e. V. betreut wird. Auch dort war der Empfang herzlichst. Beeindruckt waren wir vom neuen Schulgebäude, welches schon teilweise in Betrieb ist. Danach besuchten wir mit der Schulleiterin gemeinsam das neue Kloster von Lama Gönde in Kathmandu.

Das Kathmandu View Hotel war wie immer eine Oase der Ruhe und der Herzlichkeit. Die Beantragung der Visa für China war mit Schikanen verbunden, sodass letztendlich die Visa wegen der zeitlichen Verzögerung der Erteilung durch das Chinesische Konsulat auf unserer Trekkingtour durch einen Boten zu Fuß hinterhergebracht werden mussten!

Am 13. Oktober flogen wir planmäßig nach Nepalganj. Das Hotel war annehmbar und leer. Wir trafen am 14.10.2018 pünktlich am Morgen auf dem Flughafen ein, trotzdem konnten wir kein Flugticket ergattern und mussten eine weitere Nacht in Nepalganj bleiben. Die unerwartete Freizeit wurde mit einem zünftigen Skatturnier am Pool verbracht.

Am 15.10.2018 gelang der Transfer nach Simikot per Flugzeug, dort wurden wir vom Schulleiter der Kailash-Body-School mit seiner Tochter am Flughafen erwartet, es war ein äußerst herzlicher Empfang! Nach einem Imbiss auf 2910 m Höhe, was jeder sofort körperlich spürte, besichtigten wir die Schule, welche unter Berücksichtigung der lokalen Verhältnisse in einem hervorragenden Zustand ist. Wegen der aktuellen Schülerzahl besteht der Plan zur Erweiterung der Schule durch einen Anbau.

Noch am gleichen Tag starteten wird unsere Trekkingtour. Nach einem ersten 300 m langen Anstieg auf einen Bergrücken oberhalb von Simikot liefen wir auf halber Höhe über dem Karnali-Fluß auf einer neu in den Hang gefrästen ruff road, diese führt bereits jetzt bis kurz vor Simikot, der Saumweg ist somit leider verschwunden!

Die erste Übernachtung war zum Glück nicht auf 3.500 m, sondern auf 2.270 m und machte nach einem zünftigen Abendbrot mit Vorstellung der gesamten Servicemannschaft und der Reisegruppe keine Probleme.
Der nächste Morgen begann mit Geburtstagsständchen, weil ein Mitglied unserer Reisegruppe unbedingt auf 2.270 m Höhe Geburtstag feiern wollte.

Die nächsten Trekkingtage führten uns über Kermi mit einem Bad in einer heißen Quelle, über den Liling La Pass (3250 m) nach Sali Kola.

Am 17.10.2018 ging es weiter zum Kloster Yalbang mit Tagesziel Tumkot.

Vom Kloster nach Tumkot mußten Uli und Carola einen LKW nehmen, wegen akuter Knieprobleme. Die Fahrt auf der in die steilen Hänge gefräßten Schotterpiste hat sich am Ende als nicht ganz ungefährliche atemberaubende Fahrt entpuppte.

Am 18.10.2018 ging unsere Wanderung durch das kleine Dorf Yari nach Thado Dunga in 3.780 m Höhe, mit einem traumhaften Ausblicke in den SaipalHimal mit über 7000m.

Am 19.10.2018 überschritten wir den Nara La-Pass in 4.600 m Höhe. Nach dem Abstieg nach Hilsa, dem Grenzort nach Tibet, wurden wir vom Polizeichef von Hilsa, Kuber Luhar, wegen eines hinduistischen Feiertags zum Essen und Trinken eingeladen. Die meisten Schnäpse konnten Steffen Mende und Roland Cyffka vertragen.

Der Grenzübertritt nach China war wie immer von einer unfreundlichen und pedantischen Behandlung durch die chinesischen Beamten gekennzeichnet. Auf der tibetischen Seite erwarteten uns unser tibetischer Führer, zum Glück kein Chinese, sowie unser tibetischer Busfahrer, gleichzeitig ein LKW mit Fahrer für die Ausrüstungsgegenstände und die Küchencrew. Die Übernachtung in Purang in Tibet in einem kalten und verlassenen chinesischem Hotel war wie vor 7 Jahren, äußerst ungemütlich, Der Ort Purang hat seine unfreundliche chinesische Atmosphäre bewahrt, das Abendbrot im kleinen tibetischen Viertel war spartanisch, aber angemessen.

Am 20.10.2018 fuhren wir über den Raksatal-See mit Blick auf die Gurla Mandatha und den Kailash nach Thirta Puri. Thirta Puri ist ein hoher buddhistischer Pilgerort mit einem Geysir und heißen Quellen zum Baden und dem Guru Rinpoche Kloster mit Kora. Die folgende Nacht in Thirta Puri war die kälteste Nacht im Zelt bei 15° Celsius unter Null!

Am nächsten Tag ging es von Thirta Puri nach Tholing in 4.000 m Höhe, wir besuchten das von den Chinesen demolierte Kloster in der Oasenstadt Tholing, diese wird bezüglich ihrer Altbausubstanz aus dem 10. Jahrhundert von den Chinesen brutal überbaut.

Am 22.10.2018 besuchten wir die ehemalige Königsstadt Tsaparang mit ihren großartigen Tempeln und der uneinnehmbaren Festung. Der Blick von der Ebene des Sommerkönigspalastes über den riesigen Canyon des Sutlej-Flusses wird allen Tourteilnehmern eingeprägt bleiben. Der Sutley-Canyon ist hundertmal breiter als der Grand Canyon in Kalifornien, ein bis heute unentdecktes Naturwunder!

Wer einmal auf dem grandiosen Felsen des Sommerkönigspalastes der Könige von Guge gestanden hat und die noch erhaltenen Tempel von Guge besichtigt hat, wird das nie vergessen. Die chinesischen Bilderstürmerhaben leider sehr viel zerstört.

Die tausend Jahre alten Statuen der Tempelwächter und der Buddhas wurden von den Chinesen wegen den von den Buddhisten eingebrachten Schätzen in Form von Gold und Edelsteinen gesprengt und stehen als Torsos mahnend, nicht minder eindrucksvoll, in Resten da.

Am nächsten Tag fuhren wir zum Manasarovar-See, einem der höchsten Süßwasserseen der Welt auf 4586 m Höhe. Wegen der nächtlichen Kälte entschlossen wir uns an dem uns zugewiesenen unwirtlichen Platz nicht im Zelt zu schlafen, sondern in einem verdreckten Guest House. Die gesamte Kora um den See war wegen der Temperaturen und dem Gesundheitszustand der Gruppe nicht realisierbar.

Am 24.10.2018 startete Roland im Dunkeln mit Stirnlampe mit 2 tibetischen Begleitern zu einer Teilkora von ca. 35 km um den Manasarovar-See, natürlich im Uhrzeigersinn. Der Sonnenaufgang über dem See in dieser Höhe wird unvergesslich bleiben! 
Der andere Teil der Gruppe, fuhr die Kora mit unserem Bus um den See herum, und konnte trotz klirrender Kälte ein paar eidrucksvolle Spaziergänge machen.

Am 25.10.2018 fuhren wir vom Manasarovar-See nach Saga, ca. 500 km in 7 Stunden, die Gruppe konnte sich gesundheitlich erholen, Roland konnte seine Beine regenerieren.

Am 26.10.2018 führte die Reise von Saga nach Shigatse. Shigatse hat noch ein kleines tibetisches Viertel, ansonsten handelt es sich um eine chinesische Stadt mit inzwischen mehrheitlicher chinesischer Bevölkerung und mit Anschluss an den Zug nach Lhasa.

Am 27.10.2018 besichtigten wir das Tashilhunpo-Kloster, dort gewannen wir Einblicke in das tibetische Glaubensleben und vor allen Dingen in die Schicksale der Dalai Lamas und der Panchen Lamas.

Wir fuhren danach weiter nach Gyantse, dort besichtigten wird das eindrucksvolle Phalkor  Kloster mit der Khumbum Stupa. Die Stupa ist begehbar und führt über die symbolischen Ebenen des buddhistischen Glaubens mit symmetrisch angeordneten buddhistischen Figuren bis zum Nirwana auf der obersten Ebene der Stupa.

Am 28.10.2018 erreichten wir Lhasa, die verbotene Stadt. Dieser Titel ist nicht mehr zutreffend! Lhasa ist mit dem Flugzeug und dem Zug erreichbar, das alte tibetische Viertel ist noch erkennbar, der Potala Palast ist inzwischen ein Museum, der tibetische Stadtkern wird von einer chinesischen, expandierenden Megastadt förmlich erdrückt. Trotzdem kommen Pilger aus aller Welt, um den Yokhang-Tempel in Form einer Kora zu umkreisen und anhaltend vor dem Yokhang-Palast Niederwerfungen auszuführen, aber vor allen Dingen um die älteste tibetische Figur im Tempel zu sehen und ihr zu opfern. Diese Figur, welche von einer chinesischen Prinzessin, die einen tibetischen Herrscher im frühen Mittelalter heiratete, wurde als Mitgift in Verbindung mit der Einführung des Buddhismus nach Tibet gebracht. Die Statue hat die chinesische Bilderstürmerei wie durch ein Wunder überlebt!

In den folgenden Tagen besichtigten wir den Potala-Palast und den Sommerpalst des letzten Dalai Lama, als weitere Höhepunkte unserer Reise, sowie die Klöster Sera und Drepung.

Am 01.11.2018 flogen wir von Lhasa nach Kathmandu zurück, wir verließen Tibet mit einem Gefühl der Bewunderung und der Demut vor der tausendjährigen Hochkultur einerseits und andererseits mit einem Glücksgefühl, von der Überwachung und der Drangsalierung durch die Chinesen erlöst zu sein.
Unseren tibetischen Guide und unseren tibetischen Fahrer verabschiedeten wir herzlich im Wissen, dass sie, weil sie Tibeter sind und von den Chinesen die Pässe, wie alle Tibeter(!), nach den letzten Protesten in Tibet im zeitlichen Zusammenhang mit der Olympiade in Peking abgenommen bekamen, nicht ins Ausland reisen dürfen, was uns an unsere eigene Geschichte in der zum Glück der Vergangenheit angehörenden ehemaligen DDR erinnerte!

In Kathmandu wurden wir am Flughafen wiederum herzlichst empfangen, diesmal auch vom Patenkind von Martina Rossi und von Steffen Mende, einer zukünftigen Zahnärztin.

Am 02.11.2018 kümmerten sich Steffen und Martina um die Vereinsangelegenheiten in Kathmandu, der Rest der Gruppe besuchte die Kulturstadt Bhaktapur, welche zum Weltkulturerbe gehört und die bei dem Erdbeben 2015 sehr stark zerstört wurde. Der Wiederaufbau geht in bewunderungswerter Weise voran. In Bhaktapur befindet sich das sogenannte Pfauenfenster als Dokument der höchst entwickelten Schnitzkunst der dort ansässigen Volksgruppe der Newari. Das Pfauenfenster wird auch die „Mona Lisa von Nepal“ genannt.

Am Abend fand das traditionelle Abschiedsessen in Kathmandu View Hotel mit herrlichem Blick über Kathmandu statt. Der Abend war sehr berührend, der Abschied von unseren nepalesischen Begleitern war emotional, es wurden zahlreiche Geschenke überreicht.

Die Rückreise am 03.11.2018 begann mit einem Fiasko, uns wurde auf dem Flughafen Kathmandu mitgeteilt, dass wir erst am 04.11.2018 fliegen könnten. Nach hitzigen Diskussionen konnten wir erreichen, dass wir zunächst planmäßig bis Bangkok fliegen konnten. Dort blieben wir liegen, weil unser Anschlussflug am 03.11.2018 ersatzlos gestrichen war. Die Nacht in Bangkok auf dem Flughafen wurde durch ein Skatturnier verkürzt, den Rest der Nacht verbrachten wir im Liegen oder im Sitzen, die Betten im Transithotel waren ausgebucht!

Am 04.11.2018 8:00 Uhr ging unser „Blindflug“ mit einem letztendlich nicht ausgebuchten A380 zurück nach Deutschland, so konnten wir die vorhergehende schlaflose Nacht im Flugzeug zumindestens teilweise im Liegen nachholen.

Am 04.11.2018 14:00 Uhr waren wir mit Zeitzugabe wieder in Frankfurt gelandet und traten per Zug die Heimreise an, was für das Duo aus Dresden wegen ausfallendem ICE und danach folgenden Zugverspätungen nochmals eine Herausforderung war.

Alle Tourteilnehmer trafen aber am 04.11.2018 vor Mitternacht zu Hause ein!

Prof. Dr. med. Roland Cyffka