Bürgermeister Haug hisst die Tibetflagge
Am 10. März wurde in Kirchentellinsfurt die tibetische Flagge gehisst. Die Tibet-Initiative Deutschland erinnert seit 1996 über diese bundesweite Aktion an den friedlichen Tibeteraufstand vom 10. März 1959.
Der Förderkreis Patenschulen e.V. unterstützt in Nepal drei Schulen, an denen tibetische Kinder unterrichtet werden und wo die tibetische Sprache gelehrt wird. Bettina Kamenowski von den Patenschulen schilderte, dass die Verbundenheit mit der Tibet-Initiative einen Grund darin hat, dass die unterstützten Schulen in Kathmandu, Jumla und Simikot helfen, tibetische Sprache, Religion und Tradition zu erhalten.
In Tibet selbst darf die tibetische Sprache nicht mehr gesprochen werden. Dort kam es nach der Besetzung durch China 1950 zu einer, bis heute anhaltenden Bekämpfung der tibetischen Kultur. China hat neben ideologischen v.a. ausgeprägte wirtschaftliche Interessen im Bereich des tibetischen Gebiets. Bodenschätze ungeahnten Ausmaßes lagern dort. Das Gebiet mit Infrastrukturprojekten, wie Straßen, Bahnlinien, Kraftwerken eng an China angebunden. Es erfolgte die Ansiedlung von zahlreichen chinesischen Staatsbürgern. Tibet wird zum chinesischen Wirtschafts- und Tourismuszentrum umgebaut. Um das zu ermöglichen wurden z.B. zur Realisation von Staudammprojekten die tibetischen Nomaden genötigt, ihr Land abzugeben. Stattdessen wurden sie in chinesischen Neubauten umgesiedelt. Sie mussten für diesen Wohnraum teure Kredite aufnehmen. Dort wohnen sie nun, ihrer ethnischen Identität als Nomaden beraubt. Sie sind verarmt und die perspektivlose psychosoziale Situation führt zu fortschreitenden gesundheitlichen Problemen.
Chinesische Kultur prägt zunehmend den äußeren Raum. Die Tibeter haben Zugang zu ihren Heiligtümern nur dann, wenn sie hohe Eintrittspreise zahlen. Sie dürfen ihre Sprache nicht mehr sprechen. Schulpflichtige tibetische Kinder werden aus ihren Elternhäusern genommen und im chinesischen Umfeld mit chinesischen Wertvorstellungen erzogen.
Ein umfassendes Überwachungssystem mit hocheffizienter Gesichts- und Spracherkennung wurde von den Chinesen installiert und hilft, jeglichen Widerstand im Keim zu ersticken.
Bettina Kamenowski lässt am Beispiel von Tibet ein bedrückendes Bild von den Möglichkeiten diktatorischer Regime und ihrem langen Atem entstehen. Sie betont den Sinn der Flaggenaktion, die hilft, im Bewusstsein zu halten, wie viele Menschen unsere Solidarität brauchen.
Bürgermeister Haug stellte die Frage nach dem Plan und den Motiven von Staaten, die wie China mit der Unterdrückung der Tibeter und anderer Volksgruppen arbeiten. Er sieht wirtschaftliche Interessen als Ursprung solcher Prozesse. Er erinnert, dass 2022 auch die ukrainische Fahne gehisst wurde, als Zeichen der Solidarität. Es sei notwendig, dass es Menschen gibt, die dafür einstehen, dass Unrecht nicht vergessen wird. Sie setzen Zeichen für Erinnerung und Solidarität.
Die Absolutheit, mit der China seine strategischen Planungen umsetze, führe für ihn aber auch zu der Frage „wem vertraut man?“.
Bürgermeister Haug sieht für jeden Einzelnen die Möglichkeit in seinem persönlichen Umfeld, in seiner Familie, seiner Gemeinde das zu entwickeln und zu pflegen, was der Freiheit dient und das zu bewahren, was unser Leben reich macht.
Die Fahne hissen klappt nach den Beiträgen von Frau Kamenowski und Herrn Haug ohne Probleme und bei kräftiger Brise ist sie als Symbol für diktatorisches Unrecht schnell voll entfaltet und sichtbar.
Herzlichen Dank an Herrn Haug, dass er so eindeutig Position bezogen hat. Vielen Dank auch an Frau Kamenowski für ihre Recherche und die erläuternden Worte und vielen Dank an alle UnterstützerInnen dieser, Demokratie symbolisierenden, Aktion.
Bericht im Reutlinger GEA