„Wer in Google Earth Simikot/Nepal eingibt wird sich verwundert die Augen reiben. Die Umgebung des Ortes sieht aus wie ein Stuhl. Auf der recht kleinen Sitzfläche in 3000 m Höhe ist das Dorf oder die Stadt Simikot. Höher liegt das Oberdorf mit ca. 100 Häusern, dann kommt die Flughafenpiste, die gekreuzt wird von einer Straße zum Unterdorf mit vielleicht 50 Häusern. Die schräge Sitzfläche ist nur halbwegs groß. Von oben scheinen die Dächer der Häuser aber recht ordentlich zu sein, ebenso die umliegenden Felder. Um die Sitzfläche herum ist ein unglaublich tiefes Tal. Der Abhang ist abrupt und beginnt kurz hinter dem Ort. Es dürften rund 500 m Höhendifferenz zum unterliegenden, reißenden Fluss sein. Die Rückenlehne dieses Stuhles ist das Bergmassiv, das dann nochmals ca. 2000 m äußerst steil nach oben geht. Dahinter liegt dann China.” Der Flughafen ist der dominierende Teil des Ortes. Hier fliegt die Internationale Trekkinggemeinde ein, um von hier in die umliegenden Täler und auf die höherliegenden Berge weiterzuziehen. Schon beim Landeanflug auf oben beschriebener Piste erkennen wir sie, die neue Schule. An ihrer Größe und an ihrem blauen Dach. Um sie einzuweihen, kommen wir nach Simikot im vergessenen Himalaya.. So benennt die Region Humla ein Prospekt, das Tourismus in die entlegene Gegend locken will. Und es scheint auch zu gelingen. In unserem “Hotel” sind im Oktober weitaus mehr Gäste als noch an Ostern 2009. Damals waren Mitglieder des Förderkreis Patenschulen e.V. zum ersten Mal in der Region, um sich selbst davon zu überzeugen, wie dringend notwendig für die Kinder und letztendlich für die Entwicklung der Region ein verlässliches Bildungsangebot ist. Und dazu noch eines, das tibetische Sprache unterrichtet und für die Erhaltung tibetischer Kultur sorgt, denn im hohen Himalaya leben viele Menschen tibetischer Abstammung, denen ein solches Angebot nie gemacht worden ist. Aus unseren damaligen Erfahrungen resultierte der Entschluss, für den Trust der Kailash-Bodhi-School ein Schulgebäude zu erstellen. Und heute sind wir nun also hier, um eben dieses einzuweihen. Bezugsfertig ist es freilich noch nicht. Der Monsunregen war in diesem Jahr extrem stark und hat die Bauarbeiten oft behindert. So konnten die notwendigen bis zu zwölf Meter langen Deckenbalken, die in entfernten Wäldern an Ort und Stelle behauen und auf Menschenrücken !!! zur Baustelle gelangen mussten, nur transportiert werden, wenn die Wege einigermaßen passierbar waren. Und so werden die Schulkinder wohl endgültig erst im April 2012, zu Beginn des neuen Schuljahres das Haus beziehen. Aber heute, am 17.10.11 sitzen sie nun in ihren Schuluniformen auf ausgebreiteten Plastikplanen und warten gespannt auf die “Inauguration”, so steht es auf dem aufgehängten Spruchband über der im Freien aufgebauten Bühne. Der Provinzgouverneur hat seine Teilnahme zugesagt und so setzt die heiße Oktobersonne allen Wartenden schon seit 45 Minuten heftig zu. Es warten die Lehrer mit der Schulleitung, Eltern und Großeltern, Schulkinder und solche, die es gern werden wollen, die Gäste aus Deutschland und andere Neugierige. Und als es dann endlich auch ohne diesen Ehrengast losgeht, legen sich die Kinder ins Zeug: Es wird gesungen und getanzt. Mit einer Mischung aus Stolz, Ernsthaftigkeit und Freude wird vorgetragen, was wohl wochenlang vorher choreografisch genau einstudiert wurde. Die deutschen Gäste lauschen den tibetischen und nepalesischen Reden und verstehen kein Wort, aber die Zufriedenheit und das Glück über das hier gemeinsam Erreichte ist an Tonfall und Mimik abzulesen und wird mit viel Beifall bedacht.Und als uns mit tibetischen Glücksschals für unser Engagement gedankt wird, nehmen wir diesen Dank gerührt und in dem Bewusstsein entgegen, dass wir hier stellvertretend für alle Spender aus Deutschland geehrt werden. Wir denken an die SchülerInnen aus Kirchentellinsfurt und Rottenburg, deren als Geschenk mitgebrachtes Foto viele nepalesische Kinder interessiert studieren, und die beiden Sponsorenläufe, die viel Geld eingebracht haben. Wir erinnern uns an Frau Bauknecht in Stuttgart und die Männer von Round Table in Tübingen und danken innerlich den vielen ungenannten Einzelspendern und dem Beitrag des Bundesministeriums für Entwicklung und Zusammenarbeit. Ohne all dies stünde dieses Schulgebäude jetzt nicht so vor uns, das nun dadurch eröffnet wird, dass Barbara Krahl zusammen mit Karma Chozom, der Principal aller Kailash-Bodhi-Schoolen, das rote Band durchschneidet. Ja , und nun muss ja noch gefeiert werden. Und wie geht das in Nepal: Jedes Kind bekommt ein Bonbon und einen Luftballon. (Es gibt auch Erwachsene, die sich einen erbitten, weil sie noch nie einen hatten). Und natürlich entsteht ein bisschen ein Gerangel, weil manch ein Kind Angst hat, zu kurz zu kommen.. Für die Ehrengäste gibt es einen Tee und ein Keks und alle sind sehr zufrieden und glücklich über den Verlauf dieser wunderbaren Inauguration. Und wir sind uns bewusst, dass wir nun auch dafür sorgen müssen, dass das “Kind”, das wir da geboren haben, auch lebensfähig bleibt. |